28.-30. September, 2009

Der Süden

In der Früh schüttet es, ich habe die Nase voll vom Nass werden, Plan B, zum Busbahnhof in den nächsten Bus Richtung Süden, iranische Grenze, weit weg vom Kaukasus, denn daher (nehme ich irrtümlich an) muss der Regen kommen. Am Busbahnhof bin ich waschlnass. Als nach einigen Stunden Wartezeit der Bus abfährt, hört der Regen auf. Als wir aus Baku draußen sind, kommt die Sonne heraus, und das bei orkanartigem Rückenwind. Fast wäre ich aus dem Bus raus, aber nachdem es so schwer war da mit Rad reinzukommen, bleibe ich.

Richtig so, weiter im Süden regnet es wieder, da steht überhaupt das ganze Land unter Wasser. Die ersten Ueberschwemmungen dort seit 70 Jahren sagt man mir. Im Autobus ist es lustig. Neben mir sitzt ein Asserischer Zuhälter, der in Vladivostok einen Puff mit chinesischen Nutten betreibt, dort eine armenische (!) Freundin, eine Russische Geliebte und viele chinesischen Nutten - die aber stinken und daher nur zum Vögeln gut wären - sein Eigen nennt, und jetzt zum jährlichen Besuch nach Hause zu Frau und Kindern kommt. Herrlich, Geschichten wie sie nur der postsowjetische Raum hervorbringt.

Ich steige in Lankaran aus, dem letzten größeren Ort vor der iranischen Grenze. Dort gibt es neben einem Gefängnis in dem schon Stalin eingesessen hat immerhin ein gutes Hotel, das Restaurant wirkt gehoben. Es kommt der Kellner. Eine Karte gibt es nicht. O.k., was es denn zu essen gäbe? Diese scheinbar unerwartete Frage überfordert ihn komplett. Er läuft weg und kommt wenig später mit dem Koch zurück. Der Koch erklärt mir, es gäbe Huhn und Reis nach Lavangi Art (zerstampfte Zwiebel, Nüsse und Granat - gibt es nur hier). Super, das empfiehlt mein Reiseführer, da esse ich sogar Huhn. Was es denn koste? (Die unerwartete Nobless und der 5 Euro Tee haben mich vorsichtig werden lassen.) Diese Frage wiederrum überfordert Koch und Kellner. Sie laufen zur Rezeptionistin, diskutieren zu dritt eine Weile auf asserbaidschanisch und kommen schließlich zum Schluss, dass es 2 Euro wären. Fein, fein! Das Hendl ist verdächtig schnell da, aufgewärmt in der Mikro, aber Langavi ist eine Empfehlung. Das ganze bei echter (live!) Klavierbegleitung.

Am nächsten Tag geht es per Bus an die iranische Grenze. Dort gibt es erwartungsgemäß nichts, also geh ich in das Aliev Museum und bekomm eine Privatführung. Viel weiss ich jetzt über den großen Führer. Der Ernst mit dem man so wichtige Exponate wie die VIP Eintrittskarte des Bonzen Aliev zu den Olympischen Spielen in Moskau erklärt, macht es schwer einen der Tragweite dieser Exponate angemessenen Gesichtsausdruck zu wahren. Dann gibt es noch ein Naturkundemuseum im Ort - jedenfalls eine Empfehlung! Nicht wegen der Exponate, sondern weil die Ausstellung dort seit Sowjetzeit unverändert ist, einzig eine Abteilung über Aliev hat man dazugefügt. Eintritt nur mit Reisepass, von dem wird eine Kopie angefertigt, wegen der allgegenwertigen Terrorgefahr. Bizarr.

Nach einer weiteren Passkontrolle (klar bin ich verdächtig) und einen Besuch in einem Naturpark (auch unter Wasser) gehe ich baden. Saukalt, aber wann komm ich schon wieder ans Kaspische Meer. So kalt, dass ich den Schnitt in der Ferse nicht bemerke. Das Blut fließt in Strömen, die letzten Sandkörner krieg ich erst Tage später aus der tiefen Wunde, gehen kann ich kaum noch. Vor einigen Banken und Bankomaten gibt es lange Schlangen, die Krise streckt ihre Fühler bis in entfernte Weltgegenden aus! Am nächsten Morgen nehme ich den Bus nach Mingäcevir, wenn dort das Wetter besser ist, bin ich in 3 Tagen zurück in Tiflis.


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