1. und 3. Oktober, 2008

Erevan

Hier noch ein paar Eindrücke von Erevan, 2 Tage Sightseeing. Die Stadt ist hochinteressant. Sie ist im wesentlichen am Reißbrett entstanden, in den 20ern als Erevan Hauptstadt der armenischen Sowjetrepublik wurde, hatte es keine 100 000 Einwohner, heute deutlich über eine Million. Natürlich gibt es die obligatorischen Plattenbauten am Stadtrand, aber das Zentrum entspricht überhaupt nicht dem einer Sowjetischen Reißbrettstadt. Die Häuser sind meist aus wunderschönen Stein und nicht wie bei uns verputzt. Der Hauptplatz ein Traum, eines der wenigen mir bekannten gelungenen Beispiele sowjetischer Klassik. Im Zentrum wurde gerade eine nagelneue Prachtstraße in moderner Architektur mit starkem armenischen Einschlag fertiggestellt, wunderschön.

Es gibt unglaublich viele Kaffees und Restaurants von ausgezeichneter Qualität, vergleichbar im postsowjetischen Raum nur mit Moskau, Petersburg und Kiew, die aber allesamt viel größer und reicher sind und mit dem Flair von Erevan keineswegs mithalten können. Auch jede Menge Geschäfte, man glaubt eigtl. nicht in einem der ärmsten Ländern der ehemaligen Sowjetunion zu sein, dessen Grenzen de-fakto dicht sind (Türkei und Asserbaidschan -Totalblockade, Iran - außer Erdöl kein Austausch und Armeniens Lebensader Georgien ist ja auch nicht gerade ein Wirtschftliches Eldorado). Der einzige Grund der mir einfällt ist die Diaspora, die offenbar viel Geld und westlichen Lebensstil in die Stadt gebracht hat.

Auf einen der Berge führen Stufen, hunderte, es geht ewig rauf. Ursprünglich sollte das ein riesiger Springbrunnen werden, von dem Wasser von ganz oben in Kaskaden bis in die Stadt runterfällt. Jetzt baut sich ein armenischstämmiger Amerikaner hier sein Denkmal, ein riesiges Museum moderner Kunst. Die Museen von Erevan sind auch einer Erwähnung wert, die Kunstsammlung nach Moskau und St. Petersburg die wichtigste in der ehemaligen Sowjetunion, weil im Krieg viel Kunst nach Armenien transportiert wurde um sie vor den Deutschen zu retten. Eindrucksvoll sind auch das historische Museum (leider kaum was auf Englisch oder Russisch angeschrieben) und der Matenadaran (alte armenische Schriften).

 Das Genozid Memorial Museum ist ein Muss, neben den schockierenden Bildern waren für mich die englischen, deutschen und französischen Zeitungen aus dieser Zeit das Schlimmste. Dort wurde auf den Titelseiten über den Völkermord berichtet (Pogrome gab es schon vor dem 1. Weltkrieg), vor allem die Politik Englands hat damals total versagt weil man ein Erstarken Russlands in dem Raum fürchtete und während des ersten Weltkrieges war es dann Deutschland, das einiges an Mitverantwortung zu tragen scheint.

Traumhaft auch die Märkte, alle erdenklichen Früchte und Gewürze, vor allem die getrockneten Früchte sind ein Fest, teilweise mit Nüssen und Honig gefüllt. Kurz, Erevan ist einen Besuch wert, genauso wie Armenien - und - Erevan und der Rest Armeniens sind zwei verschiedene Welten, in denen aber die gleiche Sprache gesprochen wird. Ein Land voller Legenden und Mythen, mit beeindruckenden Resten aus einer vergangenen, untergegangenen Zeit.

In Erevan steht das Denkmal Kara Balas, ein reicher Kaufmann, verheiratet mit einer schönen Frau, Vater eines Sohnes, Besitzer eines schönem Hauses mit einem Garten voller Rosen. Die Rosen verschenkte er gerne an junge Frauen, verliebte sich in eine Schauspielerin, die aber schon vergeben war. Der Rivale wurde kurzerhand ermordet, und Kara Bala ging dafür ins Gefängnis. Als er nach Jahren wieder fei kam, waren Frau und Sohn weg und der Rosengarten verwüstet. Kara Bala wurde zum Dardy Bala (traurigen Bala) und zum Sandler. Als solcher verschenkte er bis in die 60er Jahre Blumen an junge Mädchen. Eines Winters erfror er. Noch heute gibt es Frauen, die sich an ihn erinnern. Eine von vielen Geschichten aus diesem faszinierendem Land.



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