Anreise fast problemlos, außer dass man mir für das Fahrrad den doppelten Kilopreis verrechnen will und ich noch in Kiew bei strömendem Regen ordentlich nass werde. Ein Wolga Baujahr 1982 bringt mich zum Hotel. Das Rad wird quer am Rücksitz platziert, Wolgas wären halt noch echte Autos in die auch was reinpasst, nicht so wie diese neumodischen Westmodelle - klärt mich der Taxifahrer auf.

Der erste Reisetag ist einer dieser Tage an denen nichts weitergeht. Frühstück, Rad zusammenbauen, GPS montieren. Das Etappenziel heißt Gyumri. Ich entschließe ich mich den Umweg über Echmiatsin zu machen. Traumhaftes Wetter, gute Straße, gut gelaunt spule ich die ersten 20km ab und denke an die 12° und den Regen in Kiew.

In Echmiatsin mache ich meine erste Bekanntschaft mit armenischer Sakralarchitektur. Ehrlich gesagt bin ich enttäuscht. Lange bin ich mir nicht sicher ob ich wirklich vor und in der berühmten Kathedrale bin, dieses kleine Kirchlein kann doch nicht der Höhepunkt armenischer Architektur und Weltkulturerbe sein. Ist es aber. Wie ich später herausfinde, besticht armenische Architektur nicht durch Größe und Protz sondern, durch Schlichtheit, strenge Proportionen, meist durch die Lage in spektakulärer Natur und natürlich das Alter.

Mit meinem neuen GPS komme ich noch nicht recht klar, Armenienkarte gibt es keine und das Ding lenkt ab, ich verfahre mich - Fragen wär halt doch besser. Der Aragat ist südwestlich zu umrunden, die Straße relativ weit vom Berg entfernt, daraus schließe ich  sie sei flach und darauf baut meine Hoffnung heute noch nach Gyumri zu kommen. Aber es geht permanent bergauf. Ich komme kaum weiter.

Die Sonne steht schon recht tief, noch mindestens 50km, ich bin müde, Flug, Stress, Hitze und Höhenlage machen sich bemerkbar. Da überholt mich ein Transporter mit EU Kennzeichen. Sowas - er bleibt stehen, französisches Kennzeichen. Man bietet mir an mich nach Gyumri mitzunehmen. Schwere Entscheidung. Der Sündenfall der Reiseradler schon am ersten Tag?? Andererseits, bei dem Relief brauch ich mindestens noch 3-4 Stunden, dh. 1-2 Stunden im Dunkeln - Nein danke, besser einsteigen und mit Einheimischen Bekanntschaft schließen.

Richtig gemacht, es kommt noch ein 2000m Pass - nicht eingezeichnet in der Karte. Es stellt sich heraus, dass mein Fahrer das Auto gestern von 3 Franzosen um 300 Euro gekauft hat und heute in Erevan war um es zu verzollen (~1000 USD). Er quartiert mich bei sich zuhause ein. Mein Vermieter ist ein Tausendsassa, 2 Bestattungs- bzw. Hochzeitsautos, Touristenführer, einen Kiosk privatisiert der aber leer steht und jetzt noch dieses Auto, Verwendungszweck noch unklar.