Am naechsten Morgen kurzes Sightseeing durch Gyumri,
drittgrößte Stadt Armeniens, besser bekannt unter dem alten Namen Leninakan. Unweit Gyumri war das Epizentrum des großen Erdbebens von 1988 (Richter 6.9). Es starben damals ca. 25 000 Menschen und der moderne Teil der Stadt (Sovietische
Plattenbauten, dh. auch alle Schulen und Spitäler) wurde völlig
vernichtet. Das erste mal in der Geschichte, ließ die
Sowjetunion internationale Hilfe zu und noch heute sind so ziemlich alle Nationen im Stadtbild vertreten, vom
österreichischem Dorf (man glaubt man ist im Burgenland)
über das deutsche Spital und ein Ukrainian Quarter ist so ziemlich ganz Europa vertreten
und auch die armenische Diaspora (u.a. Charles Aznavour, Kirk Kerkonen). Die Russen
sind auf ihrer Art vertreten, dh. mit einer riesigen Garnison von der aus die türkische Grenze
überwacht wird - Armenien hat nämlich die Überwachung seiner
Grenzen an Russland outgesourced. Erst vor kurzem hat
man es geschafft alle Obdachlosen aus Eisenbahnwaggons
wieder in Wohnungen unterzubringen und das trotz rapide
gefallener Bevölkerung.
Am Weg zu den Kirchen von Marmashen durchqueren wir
Schutthalden unglaublichen Ausmaßes, die Trümmer der
eingestürzten Häuser. Daneben stehen riesige Skelete von
Neubauten, die (unnötig weit) vor der Stadt als Ersatz
für die eingestürzten Häuser gebaut wurden - wieder
sowjetische Plattenbauten. Mit der Unabhängigkeit
Armeniens hat man dann beschlossen nicht wieder die
selben Plattenbauten ins Erdbebengebiet zu stellen, die
Baustellen aufgegeben und näher am Zentrum richtige
Steinhäuser gebaut.
Marmashen ist wunderschön, idyllisch gelegen und zum
ersten Mal spüre ich den Zauber armenischer Architektur.
Leider sind die Kirchen geschlossen.
Dann geht es weiter nach Stepanavan. Ich möchte nach
Alaverdi, aber nicht auf der Hauptstraße. Stepanavan
mit einer angeblich eindrucksvollen Festung bietet sich
als Zwischenstation an. Es geht über einen Pass, das
Wetter schlägt um, es scheint jeden Moment zu regnen zu
beginnen, tut es aber nicht. Die Festung finde ich
enttäuschend, es steht nicht mehr viel, aber die Lage,
auf 3 Seiten von 2 Schluchten umgeben ist eindrucksvoll.
Das Motel ist eine Frechheit und ein alter Bekannter
der mich oft auf Radreisen begleitet ist auch wieder
da - mein Freund Gilbert. Soll heißen Durchfall,
fast Usbekistanausmaße.
Aus einem mir unbekannten Grund, waren die GPS Daten der
heutigen und morgigen Etappe bei meiner Rückkehr
verschwunden.