Aufbruch in frühester Morgendämmerung, um meine knapp bemessene Zeit bestens auszunutzen. Wirklich, der Kroate hatte recht und ich habe Glück: draußen sieht's zwar aus, als ob Gott den Weltuntergang einläuten würde, aber es regnet noch nicht. Also wieder rauf zum Pass. Die Wolken hängen so tief ich habe das Gefühl bald in sie einzutauchen. Wirklich, ganz oben am Pass streifen die Wolken fast den Pass, die oberen Enden der Telegraphenmasten sind versinken in den Wolken!

Irgendwo auf halbem Weg zum Pass beginnt es zu nieseln. Unspektakulär, ich bleibe so gut wie trocken. Am Pass die große Enttäuschung: auch die andere Seite ist wolkenverhangen, hoffentlich beginnt es dort nicht auch gegen Mittag zu regnen...

Die Abfahrt ins Tal ist ein Rausch, noch nie habe ich fast 1000 Höhenmeter so schnell vernichtet. Unten, gut 1000 Meter unter den Wolken, schaut die Welt schon wieder freundlicher aus, und ich schöpfe Hoffnung. Wirklich, je weiter ich das Tal runterkomme, desto besser wird das Wetter. Einzig der Gegenwind macht mir zu schaffen. Im Flachland lacht mir wieder die Sonne entgegen aber wenn man ins Tal raufschaut, sieht's so aus wie gestern im Tal Richtung Russland...

Ankunft in Tiflis spätnachmittags, um 4 in der Früh soll Abflug sein. In einer öffentlichen Badeanstalt (außen wunderschön, innen grauslich) wird aus mir wieder ein Mensch den man auch im Flugzeug mitnimmt. Im Restaurant daneben hat schon George Bush jr. gespeist. Trotzdem wunderschön. Ich sitze draußen bei richtig gutem georgischem Essen, einem Glas Rotwein und einer Flasche Borjomi und sehe die Sonne über der Altstadt untergehen. Welch ein Abschluss dieser Reise und auch dieses Sommers. Ich weiß, schon morgen kommt über diese wunderschöne Stadt der graue Herbst aus dem kalten Russland, und daran, dass der in Kiev schon eingezogen ist, gibt es keinen Zweifel.

Die Fahrt zum Flughafen, mitten in der Nacht, per Rad, lass ich mir nicht nehmen. Auch im Flug spürt man die Schlechtwetterfront aus Russland und die betrunkenen Fußballfans die vom Ländermatch heimfahren. Obwohl das Spiel erst vorgestern war, kommt es mir vor wie vor einer Ewigkeit.