9. September, 2007 |
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Gudauri - Kazbegi + Tsminda Sameba Wieder Götterwetter und nur noch 300 Höhenmeter zum Kreuzpass. Es gibt etliche Lawinenverbauungen, aber interessanterweise führt die Straße immer außen an der Verbauung vorbei. Sowjetische Fehlplanung? Nein! Die Straße in den Tunnels sind so schlecht, dass man im Sommer besser drumherum fährt, im Winter muss man ohnehin durch. Die Tunnels wurden von Deutschen Kriegsgefangenen gebaut, auf der Passhöhe ist ein Friedhof der dabei ums Leben gekommenen. Am Rückweg treffe ich einen Zeitzeugen, der ein wenig darüber geplaudert hat. Auf der anderen Seite des Passes geht es 600 Höhenmeter hinunter ins Tal der Terek. Die Terek fließt schon auf der nördlichen Seite der Wasserscheide des Kaukasus, soll heißen nach Russland. Ihr Oberlauf gehört noch zu Georgien, bis in eine Schlucht die wohl leicht zu kontrollieren ist und schon in der Antike die Grenze des römischen Reiches gegen den barbarischen Norden bildete. Kurz vor Kazbegi der erste Blick auf den Berg Kazbek. Ich habe Glück, angeblich ist der mit 5033m einer der höchsten Berge Europas meist in Wolken gehüllt, heute nicht - wunderschön. Mein Etappenziel, Kazbegi, ist ein kleines Kaff. Noch ca. 20km bis zur Schlucht und russischen Grenze. Unüberlegter weise fahre ich einfach weiter, anstatt mich zuerst im Hotel einzuquartieren und zu stärken. Nach einigen Kilometern fällt mir auf, dass ich kein Wasser mehr habe. Es ist staubtrocken hier, der Fluss in einer Schlucht, da gibt es kein runterkommen. Die Straße geht steil bergab, das werde ich alles wieder raufmüssen. Ich entschließe mich gegen die Weiterfahrt und werde ewig bereuen, nicht bis Tamara's castle, die Schlucht und die blockierte Grenze vorgedrungen zu sein. Nach einem Besuch im Dorfmuseum juckt es mich wieder. Doch noch Russland? Oder Tsminda Sameba - die Kirche am Gipfel. Zweiteres! Es sind gut 500 Höhenmeter aber der Weg ist so schlecht, dass ich stellenweise schieben muss. Die Kirche entschädigt für das an der Grenze potentiell Versäumte. Ein zutiefst spiritueller Ort, der den Georgiern heilig ist. Die Sowjets ließen eine Seilbahn bauen, die Georgier, froh über Arbeit und Lohn, bauten und ließen sich bezahlen. Nach Vollendung sprengten Lokalpatrioten die Bahn, die Ruinen stehen noch. Ein Blick Richtung Russland verdirbt mir den Rest des Tages und soll mich um den Schlaf bringen: mächtige Wolkenberge wälzen sich langsam das Tal herauf, eindrucksvoll, aber das kann nur eines bedeuten: Regen, viel Regen, und bis heute Abend sind die Wolken garantiert hier, es gibt kein Entkommen, und morgen muss ich fast 200km nach Tifllis! In der Kirche treffe ich einen Kroaten und einen Österreicher, die hier für die OSCE tätig sind. Mir sind die vielen OSCE Jeeps schon früher aufgefallen, dachte die wären wegen der heiklen Grenzsituation hier. Diese beiden aber sollen hier eine Bergrettung aufbauen. Habe den Eindruck diese Alpinisten haben sich ihren Traumjob selbst erfunden, bin mir nicht sicher ob eine Bergrettung hier erste Priorität ist, sei's wie's sei, bzgl. der Schlechtwetterfront versichert mir der Kroate, dass es erst morgen gegen Mittag zu regnen beginnen wird. Als ich wieder im Dorf bin, kommt die Wolke an und hüllt uns in einen dichten Nebel ein. Es regnet aber noch nicht. Ich verbringe eine unruhige Nacht, draußen weht der Wind und immer wieder glaube ich den einsetzenden Regen zu hören.
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