Über den Sevan Pass geht es zum Sevan See. Ich nehme
nicht den Tunnel auf ca. 2100hm sondern fahre über den
alten Pass, gut 2300m, wunderschön, ohne Verkehr.
Der ursprünglich auf 1915m gelegene See wurde ab 1949 um
ca. 20m abgelassen. Die Idee war, die Fläche des Sees
von ca. 1360 auf 940 m2 zu verkleinern, dadurch die
Verdunstung zu verringern und das dann überschüssige
Wasser für Wasserkraftwerke und Bewässerung zu
verwenden. Gleichzeitig sollte durch Einsetzen fremder
Fischarten der Fischfang erhöht werden. Letzteres gelang
freilich nicht. Man hat dann beschlossen den See wieder
anzuheben, einen 49km langen Tunnel gebaut um Wasser
heranzuschaffen, ein zweiter Tunnel wurde nie fertig.
Heute liegt der See nur noch 11m unter seinem
ursprünglichem Wasserstand und dabei soll es auch
bleiben. Verantwortlich für die Idee war übrigens ein
Armenier, derselbe Ingenieur der auch das Verschwinden
des Aralsees zu verantworten hat. Die Insel mit dem
berühmten Sevan Kloster ist jetzt jedenfalls eine
Halbinsel.
Ich bräuchte eigtl. dringend einen Erholungstag, aber
hier will ich nicht bleiben. Das Wetter scheint immer
unbeständiger zu werden und der einzige Ausweg erscheint
mir die Weiterfahrt Richtung Süden, natürlich nicht ohne
ein Bad im Sevansee (saukalt). Der Bankomat im kleinen
Kaff spukt überraschenderweise Cash aus, die VTB und das
russische Bankensystem seien gelobt.
Mein Etappenziel heißt Gavar, unattraktive
Provinzhauptstadt. In der Nähe gibt es die Grabfelder
von Noratus. Neben einem relativ modernen und auch
sehenswerten Friedhof stehen auf einem riesigen Gebiet
alte Kakhtare. Ein Kakhtar ist eine Art Grabstein mit
Inschrift oder bildlichen Darstellungen, nicht unbedingt
zum Tod eines Menschen, meist zur Erinnerung an
besondere Ereignisse. Egal - ich versteh eh nicht was
draufsteht. Im Licht der untergehenden Sonne ist es
einer der eindrucksvollsten Orte in Armenien.
In Gavar gibt es neben dem alten überdimensionierten
Sowjethotel ein kleines aber feines Hotel, mit richtigen
Appartements. Abendessen wird ins (Eß)Zimmer gebracht.
Fein, fein...