24. September, 2008

Yeghegnadzor - Jermuk (55.4km)

Da mich meine Vermieterin wieder rausschmeißt, geht es weiter. Neuer Tag, neuer Pass, aber ich bin müde, ich fahre nicht über den nächsten Pass (der mir als relativ hart beschrieben wurde) weiter Richtung Süden sondern mache einen Abstecher nach Jermuk, das etwas tiefer als der Pass liegen soll (genaues ist nicht rauszufinden) und jedenfalls nicht so weit ist. Einen gemütlichen Tag nehme ich mir vor, quasi zur Erholung.

Nach Jermuk gibt es 2 Straßen, die alte westlich des Flusses in der Schlucht und die neue, östlich des Flusses, über der Schlucht. Laut Reiseführer sei besonders die alte Straße ein Erlebnis, man brauche aber einen 4x4. Ein Erlebnis - ja, mit 4x4 - nein, es gibt besonders im oberen Teil immer wieder Steinstürze über die man das Rad tragen muss, einmal so hoch, dass ich fast nicht rübergekommen wäre und schon an eine Umkehr dachte. Aber landschaftlich wirklich traumhaft, man ist in einem Canyon, unten rauscht der Fluss, oben riesige Steinwände und wieder kreisende Raubvögel.

Am Weg liegt das Kloster Gndevank, wieder wunderschön, hier ist man mutterseelenallein und man fragt sich schon warum man ausgerechnet dort ein Kloster gebaut hat. Bei der Rückfahrt vom Kloster zur Straße passiert eigenartiges. Es geht bergab, schlechte Schotterstraße, ich bin gerade dabei mich in die Pedale zu klicken, als mich eine innere Stimme zwingt mich auf den Weg zu konzentrieren. Ich schau genau, da ist aber nichts, denk ich mir und kontrolliere weiter ob ich auch nichts vergessen habe. Schau genau, sagt mir diese innere Stimme wieder und mir ist jetzt richtig unwohl zumute, ich fühle eine bevorstehende Gefahr. Und jetzt sehe ich sie auch: 3m vor mir überquert eine ca. 80cm lange schwarze Schlange den Weg. Ich kann noch rechtzeitig Stehen bleiben, einen guten Meter vor meinem Vorderrad ringelt sie sich in aller Ruhe vorbei, schaut mich an, und verschwindet. Lange muss ich darüber nachdenken.

A) was wäre passiert wenn ich sie überfahren hätte (hätte sie auf mein Vorderrad geschnappt oder auf meine Füße?)

B) was hätte ich gemacht, wenn sie mich gebissen hätte. Wahrscheinlich wäre ich einfach nur gestorben (wenn sie giftig war, was die meisten armenischen Schlangen sind), weil bis zum nächsten Menschen hätte ich auch im unverletzten Zustand mind. 2 Stunden gebraucht.

C) wie selbst ein zivilisationsgeschädigter Mensch noch immer Urinstinkte in sich hat. Schlangen waren nie ein Thema in meinem Leben, trotzdem gibt es im Hirn offenbar einen Filter der diese Tiere auch unbewusst wahrnimmt und dann Gefahr schreit. Bewusst hab ich sie erst nach dem zweiten mal Schauen wegen innerer Stimme wahrgenommen.

Deutlich müder als erwartet komm ich endlich nach Jermuk. Es ist ein alter sowjetischer Kurort mit Thermalquellen und sowjetischen Sanatorien. Zwei davon machen einen renovierten Eindruck, vor dem ersten nur Luxusautos, ausgebucht. Im zweiten ist ein Zimmer frei. Rezeption marmorgetäfelt vom Feinsten, aber das Zimmer - 30 Jahre nichts getan, und das hoteleigene Thermalbad wird um 17-00 geschlossen. Es ist 17-05. Die potemkinschen Dörfer gibt es nicht nur in der Ukraine. Ich ziehe weiter in ein nicht renoviertes Sanatorium, in meinem Luxuszimmer gibt es von 8-10 sogar Warmwasser.

Im Kurort wird eifrig gekurt, es gibt einen zentralen Palast aus dem verschieden heißes Mineralwasser kommt. Wenn man nur irgendwie darin baden könnte! Aber in allen Sanatorien ist um 17-00 mit dem Baden Schluss. Danach geht man Abendessen, und dann im Park spazieren und Wasser schlürfen. So war es seit 70 Jahren, und so wird es die nächsten 70 Jahre bleiben. Zum trinken werden spezielle Gefäße verkauft, die ein wenig an eine WC Ente erinnern, keine Ahnung warum.

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