Neuer Tag, neuer Pass, heute der Vorotan Pass (xx m),
das Tor in den Süden in die Provinz Syunik. Beim Anstieg
werde ich das erste mal nass, zuerst nieseln, dann
leichter Regen, nicht wirklich dramatisch. Viele
iranische Tanklastwagen, die sich über unglaublich viele
Pässe quälen müssen, nur um Asserbaidschanisches
Territorium zu umgehen. Die iranischen Fahrer sind alle
freundlich, winken mir zu und passen im großen und
ganzen auch auf. Einer grüßt mich mit "Salam", in dem
Moment komm ich mir weit weg von zu Hause vor...
Es ist ein grauer Tag, nach dem Pass kaum Abfahrt, ein
ewiges auf und ab, bis Sisian, meinem Etappenziel. Dort
gibt es eine berühmte steinzeitliche Ansammlung von
behauenen Steinen, Kara Hunj. Kara bedeutet Stein, und
Hunj klingt so ähnlich wie das englische henge, und
wirklich wird die Anlage oft mit Stonehenge verglichen.
Die Steine sind zwar viel kleiner, aber auch geometrisch
angeordnet und viele der Steine haben Löcher. Man weiß
schlicht und einfach nicht wozu diese Stätte gedient
hat, die Löcher seien angeblich zu groß um sie für
Astronomie vernünftig einsetzen zu können.
Außer Karahunj gibt es zweierlei bemerkenswertes in
Sisian: Erstens das Hotel: ein altes Sowjethotel
liebevoll hergerichtet und gut geführt. Mit etwas
Talent, Fleiß und Willen geht es halt doch, sogar in
dieser abgelegenen Gegend. Leider die absolute Ausnahme.
Zweitens, der Soldatenfriedhof vor der Ortskirche.
Dutzende Gräber aus dem Krieg um Berg-Karabach (die
Grenze und Front war nur wenige Kilometer entfernt),
fast alle in etwa mein Jahrgang, gefallen vor mehr als
10 Jahren!