Weiter geht's nach Tatev, eines der bekanntesten Klöster
Armeniens. Der Ort liegt de fakto am Ende einer 20km
langen Sackgasse. Wenn's nur die 20km wären. Zusätzlich
muss man noch 600 Höhenmeter runter in die Vorotan
Schlucht, den Vorotan auf einer natürlichen Felsbrücke
überqueren und auf der anderen Seite die 600 Meter
wieder rauf. Grottenschlechte Straße, insgesamt 1710Hm
rauf , 1790Hm runter, durchschnittliche Steigung/Gefälle
7%!
Das Wetter macht mir immer mehr Sorgen, es schaut nach
Regen aus, nieselt manchmal kurz und in den höheren
Gegenden muss ich immer wieder durch dichte
Nebelschwaden von denen man auch nass wird. Aber die
Gegend ist wunderschön, romantisch, es geht durch einen
Wald der die Kulisse eines Märchenwaldes für einen Film
sein könnte. Unten, in der Teufelsschlucht gibt es warme
Mineralquellen. Beim Aufstieg nach Tatev liefere ich mir
ein Wettrennen mit einem Esel, der noch seinen Herren
und ein überdimensioniertes Heubündel tragen muss. Er
holt mich ein, meinen Puls für ein paar
Minuten in schwindelerregende höhen steigen lassend,
kann ich mich ein wenig absetzen, schließlich muss ich
aber aufgeben.
In Tatev esse ich erst mal was und denke nach. Saublöde
Situation. Es ist schon Nachmittag. Der direkte Weg nach
Kapan (daher ohne nochmal durch die Voratanschlucht zu
müssen) geht sich heute nie und nimmer aus, außerdem
soll das keine Straße sondern eher eine Mountainbike
Strecke sein, auf die ich bei dem Wetter keine Lust
habe. Zurück durch die Vorotanschlucht nach Goris, keine
Lust, Zeit auch schon recht knapp. Übernachten und
morgen weiter würde 2 Tage Verlust für Tatev bedeuten
wenn ich nach Goris zurückfahre, einen Tag Verlust wenn
ich doch Kapan direkt probiere.
Das Kloster ist wiedermal recht eindrucksvoll. Weniger
wegen seiner Architektur (die aber auch ganz besonders
sein soll) sonder vor allem wegen der spektakulären Lage
am Abgrund der Schlucht. Jedenfalls zieht das Kloster
auch organisiert reisende Touristen an, und als ich
einen riesigen Minibus sehe habe ich die Idee: mit dem
Bus zurück nach Goris, dann war das heute wieder ein
Erholungstag und es geht morgen ausgerastet auf der
Hauptstraße weiter. Eine Gruppe Schweizer nimmt mich
mit. Die steigen im besten Hotel der Stadt ab, das hätte
ich sonst nie gefunden, hat echt Flair, einfach,
rustikal und wunderschön. Geführt von einem iranischen
Armenier der lange in Deutschland gelebt hat. Das Hotel
liegt an einer Weitwanderstrecke.
Im Hotel vertraute Sprache - am Nachbartisch sitzen
Wiener. Ohne mich zu outen werde ich auf ein Gläschen
Schnaps eingeladen. Es stellt sich heraus, dass mir die
Gruppe schon 2 Tage lang auf den Fersen ist, mich in
ihrem Bus immer
wieder überholt hat...