27/28 September, 2008

 Goris - Kajaran (93.0km)

In aller Früh raus aus dem Luxusdomozil ins richtige Leben. Die Straße ist nass, und gleich geht's mal wieder die 700m runter in die Vorotanschlucht. Dort sind meine Füße schon nass, hätte mir wenigstens Plastiksackerl über die Schuhe stülpen sollen. Auf der anderen Seite wieder 1000m rauf. Ich sehe teilweise gerade mal 20-50m (daher keine Photos), dichter Nebel, Niesel, Regen, es ist saukalt, vor allem beim bergabfahren. Manchmal klemm ich mich hinter einen iranischen Tanklaster, das schützt vor Regen und Wind und die Auspuffgase wärmen zusätzlich. Aber bergauf sind die zu schnell und bergab zu langsam. 

Am frühen Nachmittag komm ich in Kapan an, dem Verwaltunszentrum Südarmeniens, und größte Stadt seit langem. Durch und durch nass, aber es hat aufgehört zu regnen. Ich find kein ordentliches Restaurant, also esse ich in einem Straßenkaffee, wo ich mir auch trockene Sachen anziehe. Das öffentliche umziehen kommt nicht gut. Ich bin den Umständen entsprechend guter Laune, das Wetter scheint sich gebessert zu haben, ich habe was im Bauch, noch genug Zeit und trockene Sachen am Leibe. Ich beschließe die 26km bis Kajaran noch heute zu fahren. Laut Karte entlang eines Flusses, ohne Pass, und keine Höhenschichtlinien zu durchqueren. Man bestätigt mir, dass es keinen Pass zwischen hier und Karajan gibt. Eineinhalb Stunden lockeren Pedalierens, denk ich mir.

An der Stadtgrenze beginnt es zu nieseln. Mist, umdrehen gibt's nicht. Der Niesel schlägt schnell in echten Regen um, doch das schlimmste ist der Anstieg. Es geht ständig bergauf, und das ordentlich. Fast 1000 Höhenmeter sollen es bis Karajan werden - total unerwartet. Ich bin bald wieder durch und durch nass, es ist schweinekalt. 20km gehen immer, denk ich mir, und wenn ich fest trete bin ich schell dort und kalt wird mir auch nicht. Ich dampfe wie ein Dampfbügeleisen, mir ist wohlig warm, außer die Füße, die stehen im Wasser. Etwa 5km vor Karajan ist es vorbei mit Dampfbügeleisen, keine Energie mehr, es schüttet inzwischen in Strömen und ich bin am Verzweifeln. In Karajan finde ich ein überteuertes Hotel, in dem es aber einen elektrischen Heizkörper gibt, mit dem ich die halbe Nacht mein Gepäck trockne, es ist alles nass, meine Gepäcktaschen sind Schönwettertaschen.

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Kajaran - Meghri (51.1km)

Die ganze Nacht regnet es durch, doch in der Früh hört es auf. Hurra. Ich mach mich auf dem Weg. Nachdem ich gestern noch unerwartet viel Höhenmeter gemacht habe, sollten es nur mehr ca. 600Hm bis zum Pass sein. Da die Straße nass ist, stülpe ich mir noch Plastiksackerl über die Schuhe.

Der Anstieg beginnt wunderschön, mit Ausblick auf Kajaran und das noch nebelverhangene Tal durch das ich mich gestern gekämpft habe. Sogar die Sonne kommt manchmal durch. Der Höhenmesser meines GPS ist aber deutlich unzuverlässiger als ich es von meinem Polar gewohnt bin, es sind doch noch 1000Hm und nach etwa 600Hm beginnt es wieder zu regnen. Ordentlich. Dann kommt Wind dazu, starker Wind. Schon fast auf der Passhöhe angekommen, bin ich wiedermal durch und durch nass und es beginnt zu hageln. Der Gegenwind ist so stark, dass ich bei 12% Steigung nicht mehr weiterkomme. Ich muss absteigen und schieben, aber selbst so komm ich kaum weiter.

Das alles auf 2550 Meter Seehöhe! Ich denke an einen Medienbericht von einem Bergmarathon auf der Zugspitze, bei dem 2 Läufer an Erschöpfung und Kälte gestorben sind, weil das Wetter umgeschlagen hat. Mir ist zwar saukalt und ich bin durch und durch nass, aber ich hab was zum Anziehen, bin also besser dran. Trotzdem beginne ich zu verstehen, dass sowas wirklich passieren kann. Irgendwie schaffe ich es bis zum Pass, aber meine schlimmste Befürchtung bewahrheitet sich: auf der anderen Seite ist das Wetter auch nicht besser, eine 30km Abfahrt bei der 2000 Höhenmeter zu vernichten sind, durch und durch nass bei strömenden Regen, das verspricht nicht lustig zu werden. Ich ziehe alles an was ich bei mir habe, T-Shirt, Radtrikot langärmelig, dickes Flies, dünnes Flies, Regenjacke. Irgendwie geht es. An Meghri fahr ich zuerst vorbei, weil ich nicht so ein kleines Kaff erwartet habe. Man bringt mich in ein B+B, traumhaft, warme Dusche, gutes Essen. Ich bin am Ziel, im äußersten Süden Armeniens, direkt an der Iranischen Grenze, und nach den letzten beiden Etappen ein wenig stolz. Von den Bergen schaut Schnee herunter.

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