Der langersehnte Ruhetag. Meghri ist eine Endtäuschung,
klein, keine 5000 Einwohner, nicht einmal ein Markt. Da hier der einzige
Grenzübergang Armeniens in den Iran liegt, hätte ich
mir regen Handel erwartet und viel exotisches aus dem
Iran, aber nein, gar nichts.
Ich fahre zur Grenze. Das Araxtal war Außengrenze
der Sowjetunion zum Iran. Die Grenze wird noch immer
von Russischen Truppen bewacht, viel Armee auf
der Straße. Im kilometerabstand Wachtürme, alle
besetzt. Alle paar Kilometer Gefechtsstände. Neben der Straße, auf der ganzen
Länge der Grenze, verläuft unter Hochspannung stehender Stacheldraht,
unheimlich. Man kann nicht mal zum Grenzfluss
runter, dabei ist es dort unten wundervoll grün, im
Gegensatz zu der kargen Gebirgslandschaft rundherum.
Am Grenzübergang ist gar nichts. 2 Kiosks, 2 Taxis und
ein Haufen iranischer Tanklaster. Ich fahre weiter
Richtung Asserbaidschanische Enklave Nachitschevan.
Nach ein paar Kilometern werde ich von 2 Soldaten
(ein armenischer, ein Russischer) an der Weiterfahrt
gehindert. Es sei nicht mehr weit zur Grenze und zu
unsicher, für Zivilisten gesperrt. Ich drehe um,
Araxtal Richtung asserbaidschanische Grenze. Es
sollten ca. 30km auf guter Straße
sein. Aber
meine Karte scheint hier nicht zu stimmen.
Irgendwann geht es weg vom Araxtal einen Pass
hinauf. Ich nehme an, das sei die neue Straße
Richtung Kapan und drehe um. Aber zurück im Araxtal
finde ich keine Straße Richtung Asserbaidschan, nur
ein Schotterweg der weiter durchs Araxtal führt.
Eigenartig. Ich fahre in den Ort
zurück, wieder
schlängelt sich eine Schlange vor mir über die Straße, diesmal
giftgrün.
Ich lasse mich rasieren und Haare schneiden und
genieße den restlichen Tag im Garten meines
Gastgebers wo so ziemlich alles wächst, von Granatäpfel über Loorbeerblätter bis hin zu Feigen. Meghri
leitet sich von Honig
ab, weil hier alle
Früchte nach Honig
schmecken, und das
stimmt, selten habe ich
so gutes Obst gegessen,
vor allem getrocknet
genial. Schade, dass man
diese Früchte hier nirgends kaufen
kann.
Mein
Gastgeber klärt mich auch bzgl. der Straße auf. Es
gibt keine Straße im Araxtal die
Nachitschevan mit Asserbaidschan verbindet, nur die
(eingestellte) Eisenbahnlinie. Die Asserbaidschander
wollten schon zu Sowjetzeiten eine solche Straße
bauen, aber die Armenier hätten das in weiser
Voraussicht verhindert. Es gibt nur alte Straßen und
Schotterwege die seit 15 Jahren nicht hergerichtet
werden, über die man bis zur Grenze kommt, aber auf
die andere Seite der Grenze in den Armenisch
besetzten (und jetzt unbewohnten) Teil
Asserbaidschan's kann man als Zivilist nicht. Ich
versteh nicht ganz warum, denn über den besetzten
Teil Asserbaidschan's gäbe es eine
Eisenbahnverbindung (!) nach Kapan und eine Straße
(lt. meiner Karte durch flaches Land) nach
Berg-Karabach, beide strategisch wohl von enormen
Wert, werden aber wohl nur militärisch genutzt und
ob es funktionieren würde iranische Lastwagen über
völkerrechtswidrig besetztes Gebiet eines
islamischen Landes umzuleiten ist wohl mehr als
fraglich.
Meghri - Erevan (Bus)
Den Rückweg nach Erevan muss ich aus Zeitmangel per
Bus antreten. In aller Herrgottsfrüh geht es ab. Mit
Müh und Not passt mein Rad in den Minibus, der
Fahrer ist nicht sehr ko-operativ.
Ein Pass nach dem anderen geht es wieder retour. Am
ersten Pass nach Meghri liegt Schnee, auf der
Strecke zwischen Kapan und Goris (wo es bei der
Hinfahrt so nebelig war) fallen mir jetzt jede Menge
Warnschilder auf die vor Minenfeldern am Straßenrand
warnen (die Straße liegt an der
(alten) Grenze).
Irgendwo bei Sisian müssen wir den Bus wechseln,
unserer ist kaputt. Der Plan ist bei Yeghednadzor
vom Bus auf das Rad zu wechseln und von dort in
einer einenhalb Tagesetappe den direkten Weg nach
Erevan zu nehmen. Das Wetter scheint es gut mit mir
zu meinen, immer wieder Sonne, aber meist bewölkt,
auf den Pässen teilweise ein wenig Regen.
20km vor Yeghednadzor halten wir auf ein
Mittagessen. Ich beschließe gleich von hier mit dem
Rad weiter zu fahren. Kaum ist mein Rad fertig
zusammengebaut, der Bus weg und ich am Sattel, spüre
ich den ersten Regentropfen. Es ist zum verzweifeln.
Nach 5km schüttet es in Strömen. Ich
kehre in einem Restaurant ein, der Wirt meldet mich in der
Buszentrale und der nächste Minibus nach Erevan
nimmt mich mit. Es ist ein Jammer, aber die Fahrt
lässig. Am Straßenrand wird Wein in Coca Cola
Flaschen verkauft, ein Mitbringsel für die
Iranischen Lastwagenfahrer. Wir vernichten eine
Flasche Wein, ich sitze am Fenster und habe das
Vergnügen den Mist der im Bus anfällt regelmäßig aus
dem Fenster werfen zu dürfen (hier so üblich). In
Erevan regnet es noch immer, ich finde Unterschlupf
in einer Jugendherberge.