29./30. September, 2008

Meghri - Araxtal (ca. 40km)

Der langersehnte Ruhetag. Meghri ist eine Endtäuschung, klein, keine 5000 Einwohner,  nicht einmal ein Markt. Da hier der einzige Grenzübergang Armeniens in den Iran liegt, hätte ich mir regen Handel erwartet und viel exotisches aus dem Iran, aber nein, gar nichts.

Ich fahre zur Grenze. Das Araxtal war Außengrenze der Sowjetunion zum Iran. Die Grenze wird noch immer von Russischen Truppen bewacht, viel Armee auf der Straße. Im kilometerabstand Wachtürme, alle besetzt. Alle paar Kilometer Gefechtsstände. Neben der Straße, auf der ganzen Länge der Grenze, verläuft unter Hochspannung stehender Stacheldraht, unheimlich. Man kann nicht mal zum Grenzfluss runter, dabei ist es dort unten wundervoll grün, im Gegensatz zu der kargen Gebirgslandschaft rundherum.

Am Grenzübergang ist gar nichts. 2 Kiosks, 2 Taxis und ein Haufen iranischer Tanklaster. Ich fahre weiter Richtung Asserbaidschanische Enklave Nachitschevan. Nach ein paar Kilometern werde ich von 2 Soldaten (ein armenischer, ein Russischer) an der Weiterfahrt gehindert. Es sei nicht mehr weit zur Grenze und zu unsicher, für Zivilisten gesperrt. Ich drehe um, Araxtal Richtung asserbaidschanische Grenze. Es sollten ca. 30km auf guter Straße sein. Aber meine Karte scheint hier nicht zu stimmen. Irgendwann geht es weg vom Araxtal einen Pass hinauf. Ich nehme an, das sei die neue Straße Richtung Kapan und drehe um. Aber zurück im Araxtal finde ich keine Straße Richtung Asserbaidschan, nur ein Schotterweg der weiter durchs Araxtal führt. Eigenartig. Ich fahre in den Ort zurück, wieder schlängelt sich eine Schlange vor mir über die Straße, diesmal giftgrün.

Ich lasse mich rasieren und Haare schneiden und genieße den restlichen Tag im Garten meines Gastgebers wo so ziemlich alles wächst, von Granatäpfel über Loorbeerblätter bis hin zu Feigen. Meghri leitet sich von Honig ab, weil hier alle Früchte nach Honig schmecken, und das stimmt, selten habe ich so gutes Obst gegessen, vor allem getrocknet genial. Schade, dass man diese Früchte hier nirgends kaufen kann.

Mein Gastgeber klärt mich auch bzgl. der Straße auf. Es gibt keine Straße im Araxtal die Nachitschevan mit Asserbaidschan verbindet, nur die (eingestellte) Eisenbahnlinie. Die Asserbaidschander wollten schon zu Sowjetzeiten eine solche Straße bauen, aber die Armenier hätten das in weiser Voraussicht verhindert. Es gibt nur alte Straßen und Schotterwege die seit 15 Jahren nicht hergerichtet werden, über die man bis zur Grenze kommt, aber auf die andere Seite der Grenze in den Armenisch besetzten (und jetzt unbewohnten) Teil Asserbaidschan's kann man als Zivilist nicht. Ich versteh nicht ganz warum, denn über den besetzten Teil Asserbaidschan's gäbe es eine Eisenbahnverbindung (!) nach Kapan und eine Straße (lt. meiner Karte durch flaches Land) nach Berg-Karabach, beide strategisch wohl von enormen Wert, werden aber wohl nur militärisch genutzt und ob es funktionieren würde iranische Lastwagen über völkerrechtswidrig besetztes Gebiet eines islamischen Landes umzuleiten ist wohl mehr als fraglich.

Meghri - Erevan (Bus)

Den Rückweg nach Erevan muss ich aus Zeitmangel per Bus antreten. In aller Herrgottsfrüh geht es ab. Mit Müh und Not passt mein Rad in den Minibus, der Fahrer ist nicht sehr ko-operativ.

Ein Pass nach dem anderen geht es wieder retour. Am ersten Pass nach Meghri liegt Schnee, auf der Strecke zwischen Kapan und Goris (wo es bei der Hinfahrt so nebelig war) fallen mir jetzt jede Menge Warnschilder auf die vor Minenfeldern am Straßenrand warnen (die Straße liegt an der (alten) Grenze). Irgendwo bei Sisian müssen wir den Bus wechseln, unserer ist kaputt. Der Plan ist bei Yeghednadzor vom Bus auf das Rad zu wechseln und von dort in einer einenhalb Tagesetappe den direkten Weg nach Erevan zu nehmen. Das Wetter scheint es gut mit mir zu meinen, immer wieder Sonne, aber meist bewölkt, auf den Pässen teilweise ein wenig Regen.

20km vor Yeghednadzor halten wir auf ein Mittagessen. Ich beschließe gleich von hier mit dem Rad weiter zu fahren. Kaum ist mein Rad fertig zusammengebaut, der Bus weg und ich am Sattel, spüre ich den ersten Regentropfen. Es ist zum verzweifeln. Nach 5km schüttet es in Strömen. Ich kehre in einem Restaurant ein, der Wirt meldet mich in der Buszentrale und der nächste Minibus nach Erevan nimmt mich mit. Es ist ein Jammer, aber die Fahrt lässig. Am Straßenrand wird Wein in Coca Cola Flaschen verkauft, ein Mitbringsel für die Iranischen Lastwagenfahrer. Wir vernichten eine Flasche Wein, ich sitze am Fenster und habe das Vergnügen den Mist der im Bus anfällt regelmäßig aus dem Fenster werfen zu dürfen (hier so üblich). In Erevan regnet es noch immer, ich finde Unterschlupf in einer Jugendherberge.

 

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