Abfahrt noch bevor das Stalinmuseum aufsperrt. Hauptstraße, flach, gesäumt von Nadelbaumalleen, mediterran. Immer wieder verfolgen mich Hunde, die ich durch lautes Anschreien versuche mir vom Leibe zu halten. Dabei springt ein Hund einem Auto auf der Gegenfahrbahn vor die Räder. Winselnd humpelt er von der Straße, dürfte aber glimpflich davongekommen sein.  Nächste Routenentscheidung in Kashuri - weiter  durchs Flachland direkt ans Meer (mit Option eines Abstechers nach Norden in den großen Kaukasus) oder durch den kleinen Kaukasus nach Batumi. Ich entscheide mich für Zweiteres.

Flussaufwärts geht es durch ein sich langsam verengendes Tal, das an das niederösterreichische Alpenvorland erinnert, nach Borjomi, bekannt für sein Mineralwasser. Dieses Wasser hat sich das Mineral vor dem Wasser ehrlich verdient, es schmeckt fast salzig, gewöhnungsbedürftig aber gut. Beim Radfahren schaden die Mineralien sicher nicht!

Borjomi ist eine Enttäuschung. Anstatt Residenzen russischer Aristokratie finde ich nur ein ziemlich runtergekommenes Kaff vor, erinnert ein wenig an die ukrainischen Karpaten vor 10 Jahren. Das Mittagessen vom Feinsten, frischer Fisch, Salat, Wein und Fladenbrot - die georgische Küche macht ihrem guten Namen Ehre.

Kurz nach Borjomi ist die zweite Entscheidung über die Route fällig. Weiter durch das Tal Richtung Meer oder den Umweg über den Wintersportort Bakuriani und die Höhlenkloster von Vardzia, über eine Straße die auf meiner Karte 2 Stufen schlechter dargestellt ist als der direkte Weg und einen 2500m Pass. Klarer Fall, Variante 2, mind. 2 Tage Umweg, damit wird die Zeit für den großen Kaukasus (Kreuzpass) knapp.

Nach Borjomi wird's richtig steil, aber die Straße ist gut, klettern macht Spaß, aber nach 3 Stunden und fast 900hm ist der Ofen aus, kein Zucker, zu wenig Verpflegung mitgenommen. Immer wieder sind Kühe auf der Straße, später sollen noch Schweine, Pferde und Esel dazukommen. Obwohl die Tiere friedlich sind, fühl ich mich unwohl so knapp vorbeifahren zu müssen. In Bakuriani finde ich eine urige Unterkunft, Zimmer bescheiden, Essen Weltklasse und der Hausherr päppelt mich wieder auf.